Die friedliche Revolution 1989 – Zwischen Anspruch und Enttäuschung

Die friedliche Revolution 1989 – Zwischen Anspruch und Enttäuschung

Die friedliche Revolution 1989 - Zwischen Anspruch und Enttäuschung

Wann

9. Oktober 2022
18:00 - 20:00

Wo

Kultur-Kapelle im Park Limburgerhof
Weinbietstraße 42, Limburgerhof, Rheinland Pfalz, 67117
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Pfarrer Hanno Schmidt, EX-Stasigefangener und Mitbegründer „Aufbruch ’89 – Neues Forum“

Ein authentischer Zeitzeuge und mutiger Frontmann der Friedlichen Revolution 1989 steht Rede und Antwort

Als Absolvent der Kreuzschule Dresden und engagiertes Mitglied der Jungen Gemeinde agierte Hanno Schmidt seit seiner Schulzeit im kontrollierten Widerstand zur DDR-Obrigkeit. Als Student wurde er widerrechtlich zu einem Jahr Stasi-Gefängnis verurteilt. Doch er ließ sich nicht einschüchtern, ganz im Gegenteil! Im Wendejahr 1989 wurde er neben Bärbel Bohley zum Mitinitiator von Aufbruch 89` „Neues Forum“, welches das morbide System zu einem konstruktiven Dialog über eine andere DDR herausforderte.

Er öffnete seine Kirche und bot damit den Regimekritikern ein schützendes Dach, um den gewaltfreien Umbruch zu organisieren. Wladimir Putin residierte zeitgleich in der KGB-Villa in Dresden. Er entging um Haaresbreite der aufgebrachten Menge und bekam wohl prägend zu spüren, wozu Demokratie von unten befähigt ist! Dieser Vortragsabend bietet die seltene Gelegenheit, mit einem unbeirrbaren Vorkämpfer der Wende ins Gespräch zu kommen!

Am 09. Oktober 2022 um 18 Uhr jährt sich exakt auf Tag und Stunde zum 33. Mal, dass in Leipzig 70 000 Demonstranten auf die Straße gingen und mit ihren gewaltfreien Protesten die Stasi und den verhassten SED-Staat in die Knie zwangen.

Einen Monat später fiel die Mauer. Eingedenk dieses historischen Ereignisses haben wir den Vortrag DIE FRIEDLICHE REVOLUTION 1989 ZWISCHEN ANSPRUCH UND ENTTÄUSCHUNG auf diesen Termin gelegt. Und es gelang, für diese denkwürdige Veranstaltung einen authentischen Zeitzeugen und Frontmann des Volksaufstandes zu gewinnen, Pfarrer Hanno Schmidt aus Dresden. Als Ex-Stasigefangener und mutiger Wortführer unterzeichnete er als Erster das Manifest „Aufbruch 89´“. Er vertritt bis heute die etwas andere Sichtweise der Ostdeutschen zur Wende. Thema und Referent versprechen für diese Abendveranstaltung einem hochpolitischen Diskurs zur Wiedervereinigung und werden so auch zu einem besseren Verständnis von West und Ost beitragen!

 

Wirtschaftlicher Niedergang, der Verfall der Städte, Umweltzerstörung und nicht zuletzt die Reformblockade der politischen Führung

kennzeichneten am Ausgang der 1980er-Jahre die Situation in der DDR und führten zu einer stark anwachsenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung.
Nachdem Bürgerrechtler im Mai 1989 der SED die Fälschung der Kommunalwahlen nachgewiesen hatten, spitzte sich die Krise im Sommer zu, als tausende Bürger über die ungarisch-österreichische Grenze in die Bundesrepublik flohen. Während sich in Berlin im September und im Oktober eine neue politische Opposition formierte, erhielten die Montagsdemonstrationen in Leipzig großen Zulauf.

Um die Fluchtbewegung einzudämmen, wurde am 3. Oktober die Visapflicht für DDR-Bürger auch auf den Grenzübertritt zur ČSSR ausgeweitet. Zugleich sollten die Flüchtlinge in der Prager Botschaft in einer einmaligen Ausreiseaktion in die Bundesrepublik abgeschoben werden. Dabei kam es zwischen dem 3. und dem 5. Oktober am Dresdner Hauptbahnhof zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den auf die Durchfahrt der Sonderzüge wartenden Ausreisewilligen und der Polizei. Sie wirkten als Initialzündung für die weiteren Ereignisse und führten zu einer nicht mehr abreißenden Welle von Protesten.

Nach den gewaltsamen Auflösungen der Demonstrationen und den Verhaftungen durch die Polizei in den Vortagen gelang es am 8. Oktober, mit der Gründung der „Gruppe der 20“, erstmals in der DDR einen friedlichen Dialog zwischen den Demonstranten und der Staatsmacht in Gang zu setzen. Damit ging von Dresden eine Vorentscheidung für den friedlichen Ausgang der Leipziger Großdemonstration am 9. Oktober und für den Verlauf der Revolution in der DDR überhaupt aus. Auf dem „Dresdner Weg“ der Revolution wurden innovative, in ihrer Mehrheit völlig neuartige Formen demokratischer Willensäußerung und Mitsprache gefunden, unter anderem die Dresdner Rathausgespräche der „Gruppe der 20“, die so genannte „Eine-Mark-Aktion“, die Bildung einer Basisdemokratischen Fraktion sowie die Wiederbegründung des Freistaats Sachsen „von unten“.

Einen herausragenden Anteil am Umbruch besaßen die Kirchen, die der Opposition eine Art Schutzraum vor Repressionen boten und eine Ersatzöffentlichkeit schufen. Die von ihnen veranstalteten Friedensgebete bildeten im Herbst 1989 wichtige Formen der Kommunikation und der Massenmobilisierung, indem sie sich zum Ausgangspunkt für die Demonstrationen entwickelten.
Eine zentrale Figur war dabei Superintendent Christof Ziemer, der immer wieder als Mittler zwischen Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer und der „Gruppe der 20“ auftrat und somit den Fortgang des Dialogs sicherte. Zugleich prägte die Kirche mit ihren Protestformen – den Fürbittgottesdiensten und brennenden Kerzen – die friedliche Demonstrationskultur der Revolution entscheidend mit.

(Quelle: Rathaus Dresden)